Stiller Reflux - Faktor Nahrungsmittelunverträglichkeit/ Leaky Gut

[ Nach unten  |  Zum letzten Beitrag  |  Thema abonnieren  |  Neueste Beiträge zuerst ]


Polly

33, Weiblich

Beiträge: 4

Stiller Reflux - Faktor Nahrungsmittelunverträglichkeit/ Leaky Gut

von Polly am 31.05.2021 13:32

Hallo, ich bin bzw. war auch von stillem Reflux betroffen und wollte hier mal meine 2 Cent Erfahrung teilen, und welche Maßnahmen mir geholfen haben, den stillen Reflux zu 95% loszuwerden. Ich habe versucht das Ganze sinnvoll zu gliedern und hoffe ihr könnt etwas mit den Infos anfangen:

 

Meine Vorgeschichte:
Ende Dezember 2019 bekam ich aus heiterem Himmel plötzlich ziemliche Magenschmerzen und war wie ausgeknockt; der Arzt diagnostizierte eine Magenschleimhautentzündung und verschrieb mir Omeprazol, zuerst eine höhere Dosis (80 mg/Tag), die dann über ein paar Wochen hinweg ausgeschlichen wurde.
Mein Dauerstress Level war damals auch einigermaßen hoch durch Studium und eine darauf folgende Promotion. Ernährt habe ich mich recht gesund, überwiegend vegan mit entsprechender Substitution von B12 und ab und an mal Milchprodukte oder Eier oder ungesündere Dinge wie Schokolade und Pizza. Ich ging jeden Tag spazieren, allerdings kam Sport ansonsten eher zu kurz im Alltag.
Anfang Dezember hatte ich für ca. 1 Woche auch einen ominösen Infekt, also nicht klassisch Magen-Darm (eigentlich war ich da immer super robust), sondern Appetitverlust und Übelkeit, die für 1 bis 2 Tage anhielt und darauf folgend ein ziemliches Energietief, sodass ich nur im Bett liegen konnte. Mein Freund hatte damals das Gleiche; er hatte sogar so etwas wie einen Kreislaufkollaps, aber im Krankenhaus hat man damals nichts feststellen können. Bei ihm hielt der Energiemangel länger an, so 1-2 Wochen, teilweise mit geschwollenen Lymphknoten. Danach war bei ihm alles wieder in Ordnung und er hat seitdem keine Probleme gehabt. Bei mir kam wie gesagt ein paar Wochen später die Magenschleimhaut Entzündung.

Verlauf der Krankheit:
Die Magenschleimhautentzündung besserte sich nach ein paar Wochen unter PPI, jedoch hatte ich immer mal wieder Bauchschmerzen, Magenschmerzen, war so schlapp dass ich nur im Bett liegen konnte, und mir war ab und zu auch schwindelig. Dazu kam das Gefühl, einen Kloß im Hals zu haben. Insgesamt fühlte ich mich nicht wieder gesund. Im Frühjahr wurde auch eine Magenspiegelung gemacht, bei der auch nichts Auffälliges festgestellt wurde. Kein Helicobacter, keine Glutenunverträglichkeit, kein Zwerchfellbruch oder Ähnliches. Die Diagnose war einfach Reizdarm/Reizmagen.
Ich habe in der Zeit meine Ernährung etwas umgestellt, über viele Wochen hinweg keinen Kaffee getrunken, Süßes, starke Gewürze und alles gemieden, was man so meiden soll. Gefühlt gab es nur noch Kartoffelsuppe oder Rührei. Außerdem habe ich Weizen durch Dinkel ersetzt. Trotzdem wurde es nicht wirklich besser. Die Magenschmerzen waren zwar weniger, aber ich war immer noch häufig schlapp und hatte diesen nervigen Kloß im Hals, eine belegte Stimme und Verspannungen im Magenraum unterhalb des Rippenbogens.
Über das Jahr 2020 konnte ich viel Homeoffice machen und meinen Stress wirklich deutlich reduzieren. Dass der Bauch sich trotzdem nicht wieder beruhigte, zeigte mir, dass die Ursache für die Symptome vielleicht doch nicht ‚nur' ein Reizmagen/Darm war. Irgendwann habe ich aus Frust auch meine Ernährungsumstellungen über Bord geworfen und gegessen/getrunken wie vorher, weil sie gefühlt nichts gebracht hatten. Zusätzlich hatte ich zunehmend Rückenschmerzen auf der Höhe wo der Magen sitzt.
Im Herbst war ich es dann schließlich leid und suchte Hilfe bei einer Osteopathin, die sich auch mit Ernährung beschäftigte. Sie behandelte die verspannten Bauchregionen, was aber nur vorübergehend half. Sie sagte, dass Entzündungsprozesse im Darm die Ursache für Verspannungen und auch für die stillen Refluxsymptome seien, und dass man an den Ursachen für diese Entzündungen forschen sollte. Eine Stuhluntersuchung zeigte schließlich Indizien für ein leichtes Leaky Gut Syndrom.

Faktor Leaky Gut und Nahrungsmittelunverträglichkeit:
Bei Leaky Gut werden ja die Darmwände durchlässig für Toxine, die dann in den Blutkreislauf gelangen und Entzündungen begünstigen. Unverträglichkeiten gegenüber Gluten und Casein in Milchprodukten sind dafür häufig Auslöser. Folgen können unter anderem stiller Reflux, extreme Müdigkeit und Bauchschmerzen sein.

Was hat mir geholfen:
Seit ein paar Monaten verzichte ich fast vollständig auf Gluten, d.h. nicht nur auf Weizen, sondern auch auf Dinkel etc. Viele wissen nicht, dass Dinkel oft mehr Gluten enthält als Weizen. Mir war das damals auch nicht klar, und ich hab mir bis zu dem Zeitpunkt auch keine Gedanken mehr über Gluten gemacht darüber, weil der Gastroenterologe mir ja damals gesagt hatte, ich habe keine Intoleranz. Das blöde ist allerdings, dass er nur die Zöliakie feststellen kann. Eine Unverträglichkeit ist nicht ganz so absolut, kann aber trotzdem viel Schaden anrichten, wenn man sie nicht beachtet.
Zusätzlich esse ich nur selten Milchprodukte und viel Gemüse/Obst. Auf Kaffee und Süßes/Pizza verzichte ich nicht und vertrage sie in Maßen gut.
Mit dieser Ernährungsumstellung geht es mir heute ziemlich gut; ich habe nur noch selten einen Kloß im Hals oder Heiserkeit; eigentlich nur, wenn ich sehr lange Zeit nichts gegessen habe oder spät abends noch viel Süßes oder sowas; das merke ich dann am nächsten Morgen.
Wichtig ist meiner Meinung nach, dass man der Umstellung genug Zeit gibt. Man kann nicht schon nach 1 oder 2 Wochen erwarten, dass man alle Symptome los ist; ich bin auch noch nicht am Ziel nach den 4 Monaten, die ich das jetzt schon durchziehe.
Außerdem habe ich das Gefühl, dass ich vielleicht noch andere Dinge nicht gut vertrage, Paprika und größere Mengen an Soja zum Beispiel. Da muss ich weiterhin am Ball bleiben und beobachten, was mir nicht gut tut bzw. die Verdächtigen mal für 2-3 Wochen aus dem Speiseplan streichen und gucken, ob ich so die letzten 5% stillen Reflux auch noch eliminieren kann.

Im Rückblick wünschte ich, man hätte mir früher den Zusammenhang zwischen Ernährung und stillem Reflux aufgezeigt. Ich hätte nicht gedacht, dass Ernährung bzw. Unverträglichkeiten dermaßen große Effekte auf die Gesundheit haben können, vor allem, wenn es nicht mal ausgeprägte Unverträglichkeiten sind (Indizien für Leaky Gut waren bei mir auch nur mäßig ausgeprägt).

Also nochmal in Kurzform:
Ich denke Dauerstress und obendrauf ein Infekt haben bei mir das Fass zum Überlaufen gebracht und eine Magenschleimhautentzündung hervorgerufen und evtl. auch die Entwicklung einer Nahrungsmittelunverträglichkeit, welche dann zu leaky Gut geführt hat (oder leaky gut war schon vorher da und ich habe es erst später bemerkt).
Dauerhafter Verzicht auf Gluten (über Monate), größtenteils Verzicht auf Milchprodukte und Stressreduktion haben den Stillen Reflux bei mir zu 95% gebessert.

Hier noch eine interessante Seite zum Thema stiller Reflux, wo auch Unverträglichkeiten besprochen werden:

https://drjockers.com/silent-reflux/

Bei Tipps wie Apfelessig trinken wäre ich wahrscheinlich eher vorsichtig, aber die Seite bietet eine gute Übersicht über mögliche Therapieansätze.

Ich hoffe meine Erfahrungen können euch weiterhelfen und drücke die Daumen, dass ihr den Reflux auch loswerdet oder er sich zumindest bessert. Übrigens habe ich von verschiedenen Seiten gehört, dass sich eine Nahrungsmittelunverträglichkeit auch wieder ausschleichen kann und bin zuversichtlich, dass ich in ein paar Monaten vielleicht wieder Gluten vertrage. Weizen würde ich allerdings dennoch meiden und Dinkel vorziehen.

Falls ihr Fragen habt, immer her damit!

Liebe Grüße,
Polly

Antworten

Karin

54, Weiblich

Beiträge: 19

Re: Stiller Reflux - Faktor Nahrungsmittelunverträglichkeit/ Leaky Gut

von Karin am 31.05.2021 13:45

Danke Polly, für deine Erfahrungen. Jede Erfahrung kann helfen.

Ich kann das sehr gut nachvollziehen, denn dadurch, das ich auch noch SIBO hatte, musste ich auch auf sehr viel verzichten, unter anderem auch auf Gluten. Mir ging es dadurch auch deutlich besser, und auch bei mir gibts keine Zöliakie, laut Magen-/Darmspiegelung (meine Mutter hat Zöliakie seit 40 Jahren, deshab hat man da besonders geschaut), aber vielleicht eine Unverträglichkeit. Leaky Gut habe ich schon mal gehört, werde mich nochmal näher damit beschäftigen.

Ich denke auch, das es mit am wichtigsten ist, für sich die passenden Lebensmittel zu finden. Und da ist jeder Körper anders.

Viele Grüße, Karin

Antworten

Polly

33, Weiblich

Beiträge: 4

Re: Stiller Reflux - Faktor Nahrungsmittelunverträglichkeit/ Leaky Gut

von Polly am 31.05.2021 14:00

Hallo Karin,
ich drücke dir die Daumen, dass du für dich die passende Therapie finden kannst (habe auch schon einige deiner Posts hier gelesen zu Osteopathie etc.) Auf jeden Fall begünstigt ständiges Sitzen die Verspannung von Bauchraum und Zwerchfell extrem! Das merke ich nach 4 Jahren Schreibtischarbeit auch.
Zu leaky gut wollte ich noch sagen: Mittlerweile denke ich dass es mehr Einfluss auf meine Gesundheit hat/hatte als ich gedacht hab - es wird auch mit Blasenentzündungen in Verbindung gebracht und ich habe wirklich JAHRELANG unter ständigen Blasenentzündungen gelitten. Letztes Jahr im August habe ich mich mit Strovac impfen lassen und seitdem ging es schon besser. Aber seit ich auf Gluten verzichte habe ich nochmal mehr das Gefühl, dass die Blase unempfindlicher geworden ist und ich musste auch keine Antibiotika mehr nehmen. Ist natürlich die Frage, welchen Anteil die Impfung, und welchen Anteil der Glutenverzicht daran haben. Aber eine Reduktion von Gluten ist mMn immer eine gute Idee.
Geht es dir denn mittlerweile besser?

Antworten

Karin

54, Weiblich

Beiträge: 19

Re: Stiller Reflux - Faktor Nahrungsmittelunverträglichkeit/ Leaky Gut

von Karin am 31.05.2021 16:11

Bei mir ist es seit ein paar Tagen "aushaltbar" . Kann aber so sein, das plötzlich, ohne für mich erklärbaren Grund, es wieder ganz schlimm wird.

Das Sitzen ist wirklich nicht gut. Laufe mittlerweile täglich, da ich sonst auch überwiegend sitze. Übungen fürs Zwerchfell und Atemübungen mache ich auch.

Viele Grüße, Karin

Antworten

Tim

-, Männlich

Beiträge: 36

Re: Stiller Reflux - Faktor Nahrungsmittelunverträglichkeit/ Leaky Gut

von Tim am 31.05.2021 22:45

Danke Polly für den Bericht - das motiviert. Kurze Frage: Welches Brot hast Du gegessen - ganz glutenfreies oder hast Du ander Alternativen gefunden? Übrigens in der Lebensmittelliste bei Refluxgate wird bei Paprika unterschieden: Grüne sind säurebildend; rot und orange sollen OK sein.

Antworten

Polly

33, Weiblich

Beiträge: 4

Re: Stiller Reflux - Faktor Nahrungsmittelunverträglichkeit/ Leaky Gut

von Polly am 01.06.2021 14:27

Hey Tim,
interessant, ich hab das Gefühl, dass ich auch rote Paprika nicht vertrage, aber da muss ich vielleicht nochmal genau drauf achten welche problematisch sind.
Brot esse ich nachwievor glutenfreies, mit ein paar kleinen Ausnahmen wie ein Stück Croissant oder so, das macht dann auch keine Probleme.
Wenn ich faul bin, kaufe ich das Brot von Aldi, Netto (hat bisher die günstigsten Fertigbrötchen zum Toasten oder Aufbacken) oder das fancy Schär Brot. Von Bauckhof gibt es sehr leckere Brotbackmischungen (Wunderbrod, zB im Rewe erhältlich), wo man nur Wasser hinzufügt, die kosten allerdings schon so 4-5€.
Ein gutes Rezept zum Selberbacken ist das Kartoffelbrot von Vegan Monster (https://theveganmonster.de/kartoffel-brot-vegan-glutenfrei/), es schmeckt allerdings besser wenn man Maismehl statt Reismehl nimmt. Günstiges Mais-, Reis- und Buchweizenmehl bekommt man übrigens bei Kaufland, alle anderen Zutaten die man so braucht gibts für gewöhnlich im DM ;)

Antworten

Tim

-, Männlich

Beiträge: 36

Re: Stiller Reflux - Faktor Nahrungsmittelunverträglichkeit/ Leaky Gut

von Tim am 01.06.2021 19:47

Super, danke für die ausführliche Rückmeldung, sogar inklusive der Bezugsquellen - das will ich auf jeden Fall noch versuchen. Habe mir zufällig heute Mittag die Wunderbrot-Mischung gekauft.

Ich liebe meine Vollkornbrote als Zwischenmahlzeit, mir fällt aber auf, dass ich nach (Käse?-)broten einen leichtsauren Hals bekomme. Eine Stuhlprobe (Test Verisana 70€ Z.B. bei Amazon) erbrachte keine Glutenintoleranz, kein Candida, keine Schimmelsporen, etwas saurer am unteren Toleranzlevel liegender PH-Wert im Magen.

Ich habe gehört, dass man trotzdem auf Gluten empfindlich reagieren kann … und vielleicht auch auf die Laktose. Will das mal eine Wele weglassen. Das abgepackte glutenfreie Brot von Rewe fand ich schon ziemlich pappig und dabei voller Zusatzstoffe. Deshalb danke nochmal für die Tipps.

Antworten

sorumak

-, Männlich

Beiträge: 25

Re: Stiller Reflux - Faktor Nahrungsmittelunverträglichkeit/ Leaky Gut

von sorumak am 01.07.2021 21:01

Hallo, hab mich beim Proktologen auf Leaky Gut testen lassen,negativ!
Schon traurig was man alles probiert um zu einer Ursache zu kommen. Aus Verzweiflung mach ich noch Bioresonanz !

Antworten

« zurück zum Forum